Bei mir in Neukölln haben zwei von drei Langzeitarbeitslosen keinen Berufsabschluss.
Junge Leute im wunderbaren Alter bis Mitte zwanzig stehen normalerweise in Saft und Kraft, heiraten und bauen ihr Nest. Bei mir steht über die Hälfte im Hartz-IV-Bezug.
Ein erfolgreicher Berufsabschluss ist das Signal an alle anderen: „Ich habe etwas zu Ende gebracht, kann was, und es gibt ein Metier, das ich beherrsche.“ Dabei fällt nicht so ins Gewicht, ob man den Beruf zeitlebens ausübt.
Jedes vierte Ausbildungsverhältnis wurde 2011 abgebrochen. In Berlin sogar jedes dritte. Insgesamt waren es deutschlandweit 150?000 geplatzte Verträge.
Sicher gibt’s da auch Fälle mit objektiver Begründung. Gesundheitliche Unverträglichkeiten, falsche Vorstellungen vom Beruf, Veränderung in den persönlichen Verhältnissen. Das Leben ist eben manchmal unberechenbar und oft findet sich etwas Neues.
Problematischer wird es dort, wo einfach die Lust und das Durchhaltevermögen unterbelichtet sind.
In Berlin wurden den jungen Leuten ohne Ausbildungsverhältnis im letzten Jahr 2000 freie Stellen angeboten.
Auf dieses Anschreiben zeigten drei Viertel noch nicht mal eine Reaktion.
Der DGB droht der Wirtschaft mit Kontrollen und Sanktionen. Wenig hilfreich. Man meint den Esel und schlägt den Sack. Das Jobcenter ist als Ausbildungsstätte okay, als Lebensgrundlage allerdings untauglich.