Behörde übt sich erfolgreich in Umgangssprache - Jobcenter halbiert über mehr Kundenfreundlichkeit die Klagen gegen Bescheide
Die Sozialgerichte im Land Brandenburg haben so viel zu tun wie noch nie – vor allem wegen Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide. Aber:
Am Jobcenter Teltow-Fläming liegt das nicht mehr.
Es gab 2012 nur noch halb so viele neue Klagen gegen die Behörde mit Sitz in Luckenwalde und Zossen wie noch 2010. Das geht aus einer Statistik des Sozialgerichts Potsdam hervor. Die Zahl der betreuten Leistungsempfänger sank zugleich nur um zehn Prozent (siehe Infokasten).
Dahinter steckt also keineswegs das Wirtschaftswachstum, sondern die Kunden sind allgemein zufriedener.
Das bestätigt auch der Richter und Sprecher am Sozialgericht Moritz Bröder.
Einst war das Jobcenter TF trauriger Spitzenreiter bei den Klagen. Dann hat es die eigene Arbeitsweise – und damit das Image – verbessert. Das seit 2011 praktizierte System heiße „Mosaik Teltow-Fläming“, sagt Geschäftsführerin Christine Petzold.
Weg vom reinen Behördendeutsch hin zu mehr Verständnis für den Kunden, so die Devise. „Schon bei der Antragsabgabe und beim Erstbescheid informieren wir den Bürger, dass er sich bei Unklarheiten an uns wenden soll“, sagt Petzold, „außerdem haben wir die zugegeben furchtbar komplizierten Bescheide mit Erläuterungen versehen, die teilweise umgangssprachlich verfasst sind, damit man besser versteht, worum es im Bescheid geht.“
Ein Erfolg: Die Zahl der formellen Widersprüche gegen Bescheide ist ebenfalls drastisch gesunken.
Bei den typischen Fällen, in denen nicht alle Unterlagen vorliegen, ergehen vorläufige Bescheide.
„Die Menschen brauchen in diesen Fällen sofort eine finanzielle Sicherheit. Danach prüfen wir die Unterlagen für den endgültigen Leistungsbescheid“, so die Behördenchefin weiter.
Auch zu Rechtsanwälten, die Widersprüche verfassen, pflege man nun einen kurzen Draht. „Ihnen ist meist daran gelegen, den Mandanten schnell zu ihrem Recht zu verhelfen.“ Einigungen ersparen Prozesse.