Hausbesuche bei kranken Hartz-Betroffene: Linke kündigt juristische Prüfung an
Nach Berichten über strengere Kontrollen kranker Hartz IV-Bezieher hat die Linkspartei ein juristisches Vorgehen nicht ausgeschlossen. Man werde "alle politischen und rechtlichen Schritte prüfen", so Parteichef Bernd Riexinger nach der Gremiensitzung seiner Partei in Berlin. Zuvor hatte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) den Bericht der "Bild"-Zeitung über eine neue Dienstanweisung bestätigt. Demnach sollen bei "begründbare Zweifel an der angezeigten Arbeitsunfähigkeit" krankgemeldeter Erwerbsloser auch Leistungen gekürzt werden.
Wenn Krankmeldungen etwa "auffällig häufig oder auffällig häufig nur für kurze Dauer" oder oft am "Beginn oder am Ende einer Woche" könnte der Medizinische Dienst der Krankenkassen auch Hausbesuche vornehmen. Im März waren fast 70.0000 Hartz IV-Bezieher krankgemeldet.
Riexinger bezeichnete die Pläne als "Strafverfolgung bis hinein in die Arztpraxen". Das Verhältnis zwischen Patienten und Arzt sei besonders geschützt. Sollten die Dienstanweisung tatsächlich umgesetzt werden, riskiere die BA eine "schlechtere medizinische Versorgung von Erwerbslosen", so der Politiker.
Welche Erfolge aus Sicht der BA mit der Maßnahme erzielt werden sollen, ist im übrigen völlig Schleierhaft. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung koste ein Hausbesuch des Krankenkassen-Dienstes 260 Euro und damit zwei Drittel des kompletten Monatssatzes für Hartz-Betroffene. Die Äußerungen der BA-Sprecherin deuten jedoch darauf hin, daß es um eine Mischung aus Pauschalverdächtigung und offener Schikane geht. "Wir sagen den Vermittlern ganz klar: Lasst euch nicht von Leuten auf der Nase herumtanzen, die immer dann krank sind, wenn wir mit ihnen etwas vorhaben," zitiert die Agentur dpa. (MMM)