Veranstaltungsreihe: Aussortiert und abgeschoben mit Hartz IV Aussortiert und abgeschoben mit Hartz IV
ein Seminar im Mehringhof Gneisenaustr.2a, 10961 Berlin- Kreuzberg U-Bhf. Mehringdamm
Eintritt frei
Freitag, den 9.11. 2012 um 19 Uhr
Erst arbeitsunfähig, dann schwerbehindert mit Alg-II Welche Rechte und Möglichkeiten habe ich? (Anne Allex)
Mitunter erkranken erwerbslose Alg-II-Berechtigte schwer und sind im Anschluss schwerbehindert. JobCenter-Mitarbeiter und kranke Alg-II-Berechtigte finden sich im Geflecht verschiedener Sozialversicherungssysteme schwer zurecht. Fragen wie "Arbeitsunfähigkeit, stationärem Aufenthalt und Meldepflicht", "Schweigepflichtentbindung", "Anschlußheilbehandlung oder medizinische Rehabilitation und Leistungen" müssen geklärt werden, um das Überleben zu sichern. Wieder arbeitsfähige, aber schwerbehinderte Alg-II-Beziehende fragen sich, ob sie was davon haben, wenn sie einen Schwerbehindertenausweis beantragen? Die Rechte Alg-II-Berechtigter in diesen Situationen werden erörtert.
Samstag, d. 10.11.2012 um 13 Uhr
Psychisch Kranksein in Zeiten von Hartz IV und Gesundheitsreformen (Michael Bialek)
Mit dem Versorgungsstruktur- und dem Patientenrechtegesetz geht die endlose Novellierung der Gesundheitsgesetzgebung im Jahre 2012 weiter, nach dem Motto: „Vor der Reform ist nach der Reform“.
Auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen gibt es wichtige Änderungen für Patienten im Hinblick auf Qualität und Quantität der psychotherapeutischen Versorgung, Akteneinsicht oder das mögliche Vorgehen im Falle eines Behandlungsfehlers bei Psychotherapie, ob ambulant oder stationär.
Arme und sozial unterdrückte Menschen wie z.B. Hartz-IV-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, psychisch zu erkranken, wie die Sozialepidemiologie entgegen einem „epidemisch“ verbreiteten Biologismus wissenschaftlich nachweisen kann.
In diesem Seminarteil geht es darum, diese Zusammenhänge darzustellen und trotz des nicht bloß medizinischen Charakters psychischer Krankheit nützliche Hinweise für die Durchsetzung der spezifischen Patientenrechte zu geben.
Samstag, d.10.11.2012 um 15 Uhr Die Sonderarbeitsmärkte für Psychiatriebetroffene in Behindertenwerkstätten, Zuverdienstfirmen etc. (Thilo Broschell) Insbesondere Psychiatriebetroffene sind Risiken in der vorrangig an Effizienz, Leistung und Perfektion orientierten modernen Arbeitsgesellschaft ausgesetzt. 43 % sind aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, davon sind ca. 16,5% Langzeiterwerbslose (ALG II Empfänger), ca. 12,5% erhalten Sozialhilfe bzw. Sozialgeld, ca. 14% beziehen Erwerbsunfähigkeitsrente; nur ca. 5,6 % (!) der psychisch Kranken sind vollbeschäftigt; ca. 6,5% sind teilzeitbeschäftigt; ca. 20% haben einen geschützten Arbeitsplatz; ca. 5% befinden sich in Maßnahmen der Beruflichen Rehabilitation. Die Lebenssituation vieler psychisch kranker Menschen mit chronifizierten Störungen ist durch ein Leben am Armutsrand und durch Abhängigkeit von Institutionen gekennzeichnet. Viele Psychiatriebetroffene werden in Sonderarbeitsmärkten bei absolut geringster Entlohnung geparkt. In einer Gesellschaft, die Menschen nach ihrer Leistungsfähigkeit beurteilt, wir ihnen die Anerkennung verweigert. Ausblick
30.11./1.12. 2012
Was ist normal- was ist verrückt?
Freitag 19 Uhr: Traumatisierung Samstag 13 Uhr: Gewalt von und gegen Psychiatriebetroffene Samstag 15 Uhr: Soziale Ausgrenzung als Folge von Pathologisierung von geschlechts-non-konformen Menschen
8./9.2. 2013
Armut und Arbeit machen krank
Freitag 19 Uhr: Armut macht krank – wie handeln die Experten? oder Armut macht krank – helfen Experten? Samstag 13 Uhr: “Mir ist alles zuviel!"- Gesellschaftliche Ursachen des Burn-Out-Syndroms Samstag 15 Uhr: Ambulante soziale Hilfen zwischen Emanzipation, neoliberalem Sparzwang und Repression?
Befreiung und soziale Emanzipation Rätebewegung, Arbeiterautonomie und Syndikalismus (Buchvorstellung und Diskussion) Was soll heute eigentlich konkret unter Befreiung und sozialer Emanzipation verstanden werden. Und warum sind so viele der traditionslinken Vorstellungen überholt? Fragen die wir mit dem Buchautor Roman Danyluk zum Auftakt unseres Diskussionszyklus zum Thema „Arbeiterräte und proletarischer Selbstorganisation“ diskutieren wollen. Freitag, 28.9.2012 um 19:30 im Mehringhof (Versammlungsraum) Gneisenaustr. 2a (U-Bahn Mehringdamm)
Der Diskussionszyklus wird jeden ersten Dienstag um 19:30 Uhr im Monat im Blauen Salon (Mehringhof) stattfinden.
Nächste Termine: 2.10.: Die Machno-Bewegung in der Ukraine 6.11.: Die Räterepublik in Ungarn
*Bundespräsident Gauck: „Unsere Heimat kommt nicht in braune Hände!“ Die Antifa: „Kein Fußbreit den Faschisten!“ Eine Allianz antifaschistischer Reinigungskolonnen?*
Dem Gehalt der Parolen nach schon. Mit gleichen Absichten? Die politische Elite will sich einer unerwünschten politischen Konkurrenz entledigen. Und die linken Antifaschisten? Träumen sie weiter von einer wahren Demokratie, in der Faschisten nichts zu suchen haben? Gibt es deswegen bei ihnen auch Beifall, wenn regierende Demokraten gegen Neofaschisten ihre Machtmittel einsetzen? Wo sie doch selbst regelmäßig ins Visier der Staatsgewalt geraten. Für den demokratischen Staat gibt es diese Allianz nämlich nicht. Er kennt nur Extremisten – rechte und linke.
Demokraten aller Couleur können (Neo-)Faschisten nicht wirklich kritisieren, lautet Freerk Huiskens provokantes Fazit in seinem Buch „Der demokratische Schoß ist fruchtbar...“ Das Elend mit der Kritik am (Neo-)Faschismus: Verfassungsschutz, Bundeszentrale für politische Bildung, viele der Volksparteien, aber auch Gewerkschaften und einige Antifa-Bündnisse stellen bei ihrem Kampf gegen Neonazis deren Kleidung vor, decodieren Zahlencodes und benennen rechtsextreme Musiklabels. Es wird enttarnt, was sie offen zeigen, wenn sie sich präsentieren. Diese Art der "Auseinandersetzung" lebt von der Vorstellung, Jugendliche würden sich abwenden, wenn sie nur erkennen könnten, wie Neonazis sich kleiden und welche Mucke sie hören. Weit gefehlt, denn diese sind vor allem enttäuschte Nationalisten, die die Verschwendung nationaler Ressourcen durch undeutsche Unternehmenspolitik anprangern, am globalen Kapitalismus gerade nicht den weltweiten Siegeszug eines Ausbeutungssystems kritisieren, sondern beklagen, dass sich gute deutsche Unternehmen in internationale Konzerne verwandeln. Damit kommen gute Demokraten in Schwierigkeiten, entdecken sie doch bei der unerwünschten Konkurrenz Einvernehmen mit dem eigenen höchsten politischen Ziel: Dem Erfolg der Nation, um Deutschland ökonomisch und politisch voran zu bringen. Und so verkommen Verbotsdebatten, Enttarnungen und Steckbriefe sowie die Warnung, dass der Schoss noch fruchtbar sei, zu einer Ehrenrettung von Nationalbewusstsein zum Segen des demokratisch regierten Kapitalismus. Daran sollte man sich wirklich nicht beteiligen.
*Sonnabend 06.10.2012 Beginn: 16:00 Uhr *
*Workshop mit Freerk Huisken zum Thema: Wie man Nationalismus und Rassismus kritisiert und wie lieber nicht.*
Es häufen sich die Publikationen über „Argumente gegen Stammtischparolen“ (Hufer u.a.). Ihnen ist zu entnehmen, wie man auf rechte und rechtsextreme Reden hereinfällt. Dagegen soll exemplarisch erarbeitet werden, wie man nationalistische und rassistische Reden richtig kritisiert.